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Das Hohelied der Liebe
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Ein Lobgesang an die erotische Liebe. Ein Freudengesang zweier Verliebter. Und obwohl dieses Lied fester Bestandteil der Heiligen Schrift ist, gibt es auch die Unwägbarkeiten, die in der Beziehung zwischen Mann und Frau vorhanden sind. Denn in die Wonneaugenblicke drängt sich mit der Zeit der „graue Alltag“. Zerbricht die Beziehung, ist die Liebe tot. Gelingt es, diese eine innige Beziehung (die der Vergänglichkeit preisgegeben ist: „… bis der Tod euch scheidet“) in einen Bezug zur „Ewigkeit“ zu bringen?
Das Liebespaar als Zeichnung in schwarzweiß, zwei Nicht-Farben, zwei Gegenpole, die in der Beziehung zueinander die höchste Spannkraft bergen, wie z.B. Leben-Tod, Liebe-Hass … Direkt davor ein Stück Holz – ein für den Betrachter störender Querbalken. An den Rändern zwei Löcher mit roter Farbe verziert – wie Blutspuren. In der Mitte ein Dornenkranz, von dem sich rotgefärbte Bastfaser-Fäden zum Boden schlingen. Ein Siegeskranz? Ein Erinnerungsrelikt: Da wollte einer SEINE Liebe zeigen, offenbaren. Und erntet unseren Hohn: „Wenn du der König von Israel bist, dann steige herab vom Kreuz, so wollen wir an dich glauben …!“
Eros ist greifbarer und näher, mir tausendmal lieber. Agape. Was ist das?
Alles vergeht. Die Liebe bleibt. GOTT ist LIEBE.
Milos Navratil
Ihre Glut ist feurig und eine Flamme des Herrn,
sodass auch viele Wasser die Liebe nicht auslöschen
und Ströme sie nicht ertränken können.
(Hohelied 8, 6-7)
Sabine Döhla
wenn der tag verweht
und die schatten wachsen
komm du mein geliebter,
der gazelle gleich,
dem jungen hirsch
auf den balsambergen.
(hohelied 2,17)
Peter Danninger
Fangt uns doch die kleinen Füchse,
denn sie verwüsten den Weinberg,
wenn die Reben in schönster Blüte stehn.
(Hohelied 2,15)
Barbara Lidfors
Komm mit mir, meine Braut, vom Libanon, komm mit mir vom Libanon,
steig herab von der Höhe des Amana, von der Höhe des Senir und Hermon,
von den Wohnungen der Löwen, von den Bergen der Leoparden!
Du hast mir das Herz genommen, meine Schwester, liebe Braut,
du hast mir das Herz genommen mit einem einzigen Blick deiner Augen …
(Hohelied 4,8-9)
Heike Keller
Mein Liebster strahlt vor Schönheit und Kraft, unter Tausenden ist keiner so wie er! Sein Gesicht schimmert wie Gold, sein Haar ist rabenschwarz, seine Locken erinnern an die Blütenrispen einer Dattelpalme. Seine Augen sind von vollkommener Schönheit,
so wie Tauben, die in Milch baden und aus vollen Bächen trinken. Seine Wangen duften nach Balsamkräutern, nach kostbaren Salben.
Seine Lippen leuchten wie rote Lilien, sie sind mit Myrrhenöl benetzt. Seine Arme sind wie Barren aus Gold, mit Türkissteinen verziert.
Sein Leib gleicht einer Statue aus Elfenbein, über und über mit Saphiren bedeckt. Seine Beine sind Alabastersäulen, die auf goldenen Sockeln stehn. Eindrucksvoll wie der Libanon ist seine Gestalt, stattlich wie mächtige Zedern. Seine Küsse sind zärtlich,
alles an ihm ist begehrenswert. So ist mein Liebster, mein Freund.
Wie ein scharlachrotes Band leuchten deine Lippen, dein Mund
ist verlockend und schön. Hinter dem Schleier schimmern deine Wangen rosig wie die Hälften eines Granatapfels. Dein schlanker Hals ist so herrlich anzusehen wie der Turm Davids, dein Schmuck gleicht tausend prachtvollen Schilden, die daran hängen.
Deine Brüste sind wie junge Zwillinge einer Gazelle, die zwischen Lilien weiden. Abends, wenn es kühl wird und die Nacht ihre Schatten über das Land breitet, will ich zu dir kommen – zu dem Hügel,
der nach Myrrhe und Weihrauch duftet. Deine Schönheit ist vollkommen, meine Freundin, kein Makel ist an dir.
(Hohelied 5,10-16; 4,3-7)
Petra Molzahn